Nach Finale Ligure mit Kindern zum Mountainbiken?

Damit der Bike-Urlaub in Finale Ligure mit der Familie gelingt, sollte der Familienrat tagen.

Finale Ligure – einerseits Sehnsuchtsort der Mountainbike-Community, andererseits bekannt für herausfordernde und nur mit fortgeschrittener Fahrtechnik zu bewältigende Trails. In immer mehr Familien wächst jedoch die nächste Generation an Mountainbiker und -bikerinnen heran. Und mit den Youngstern will man oder frau vielleicht nicht immer nur die Hometrail-Runde vor der Haustüre drehen. Also, Fahrräder aufs Auto und ab in den Süden? Auf jeden Fall, wenn sich die Familie über ein paar Dinge einig ist.

Die Kinder geben das Tempo vor.

Finale ist der falsche Ort für Väter oder Mütter, die ehrgeizig den eigenen Nachwuchs pushen wollen. Wirklich flowige Trails sind rar und hinter der nächsten Kurve wartet oft eine Schlüsselstelle. Deshalb müssen alle Beteiligten nicht nur über eine fortgeschrittene Fahrtechnik verfügen, sondern auch entspannt unterwegs sein – Tempomacher ist der Nachwuchs. Anfänger:innen sollten eher in einer Bike-Destination mit echten Flow-Trails starten, in Finale wird sonst mehr geschoben, als es Spaß macht. Oder die Familie teilt sich in eine Mountainbike- und eine Beach-Fraktion auf. Damit kein Frust aufkommt, gehört zur Lernkurve, eigene Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren. Also, den Frust und die Wut, wenn mal etwas nicht klappt, ernst nehmen und die Kinder trösten.

Flowige Strecken sind in Finale Ligure rar.

Strecken- und Linienwahl first.

Wichtig ist, dass Familie sich in der Urlaubsplanung einig ist: Wie steht es um das fahrtechnische Können des Einzelnen, wie viel Zeit soll auf dem Bike verbracht werden, wie viel am Strand, beim Wandern oder Sightseeing etc. Mit 185 Strecken macht das Angebot an Trails in Finale die passende Steckenauswahl nicht unbedingt einfacher, vor allem wenn man zum ersten Mal die Region besucht. Und schnell taucht auch die Frage auf, welcher Shuttle bringt uns am besten wohin?

Gut beraten seid ihr, wenn ihr nicht einfach einen Shuttle-Day bei einem der Anbieter bucht und dann mit einer zusammengewürfelten Gruppe unterwegs seid. Denn da kann es passieren, dass ihr mit einer Handvoll Racern im Shuttle sitzt, die für ihr nächstes Enduro-Rennen trainieren. Wer sich mit den Strecken auskennt, bucht einen Single-Uplift z.B. zur Nato-Base. Von dort geht es dann über ausgewählte Trails, die dem fahrtechnischen Können entsprechen, bis nach Finale.

Shuttlen spart Kräfte und mit dem richtigen Anbieter gelingt auch die Streckenauswahl.

Oder ihr bucht eine private Tour. Wichtig ist die genaue Absprache mit eurem Guide, dann wird es ein gelungener Biketag. Ein privates Guiding ist natürlich teurer, aber ein guter Einstieg. So könnt ihr euch orientieren, Erfahrung mit den Strecken sammeln und euch langsam herantasten. Wer zu Ferienzeiten in Finale unterwegs ist, ist gut beraten, sich rechtzeitig um ein privates Guiding zu kümmern. Auch Single-Uplifts sind zu dieser Zeit schnell ausgebucht.

Ein Guide hilft nicht nur bei der Strecken-, sondern auch bei der Linienwahl. Herausfordernde Stellen, hohe Stufen oder Steilstücke können mit der richtig vorgefahrenen Linie oder der Wahl der Chickenline entschärft und fahrbar werden. Damit wird so mancher Trail in Finale deutlich flowiger und der Fahrfluss wird nicht immer wieder unterbrochen. Alternativ kann man sich natürlich auch einen Trail vornehmen, gemeinsam die perfekte Linie erarbeiten und im zweiten Anlauf den Flow genießen. Sicher auch eine spannende Erfahrung für die ganze Familie.

Nicht am Material sparen.

Für die Erwachsenen ist ein Fully mit 140 bis 170 mm Federweg eine gute Sache, für den Nachwuchs tut es auch ein Hardtail – allerdings nur, wenn die Federgabel fürs Trailfahren und nicht nur für den Schulweg ausgelegt ist. Sie muss entsprechende Einstellmöglichkeiten bieten. Bei den meisten an Kinder-Mountainbikes verbauten Federgabeln eher ein schwieriges Unterfangen. Dass alle Fahrräder vor dem Urlaub durchgecheckt werden, Federelemente einen frischen Service haben und das Reifenprofil passt, sollte selbstverständlich sein.

Eine Schutzausrüstung ist Pflicht: Fullface-Helm, Knie- und Ellenbogenschoner sowie Rückenprotektor. Wer hier spart, riskiert unangenehme Schürfwunden und schmerzhafte Prellungen. Deshalb sollte im Rucksack auf jeden Fall neben einem Multitool, Pumpe, Ersatzschlauch und Flickzeug auch ein Erste-Hilfe-Kit nicht fehlen.

Ausgiebige Mittagspausen empfehlen sich alleine wegen der leckeren Pasta.

Zeit lassen, statt nehmen.

Damit ihr einen entspannten und erlebnisreichen Tag habt, plant mehrere Pausen ein. Zum einen sind die langen Abfahrten und die Trails nicht nur körperlich, sondern auch mental herausfordernd. Wenn die Konzentration nachlässt, ist es Zeit für einen Stopp. Und es wäre auch schade, das wunderbare Panorama nicht an den verschiedensten Stellen zu genießen. Für die kleinen Pausen zwischendurch, sollte der Rucksack gut mit Snacks gefüllt sein. Mittags empfiehlt sich ein Einkehrschwung in eine der vielen Trattorien, die häufig Menüs für Biker:innen anbieten. Dabei könnt ihr euch getrost auf euren Guide verlassen, der kennt die besten Restaurants an den jeweiligen Strecken.

Denkt auch an kleine Foto- und Videosessions: Der Nachwuchs freut sich, wenn eine Schlüsselstelle nicht nur gemeistert, sondern auch fotografisch dokumentiert wird. Und selbstverständlich darf zum Abschluss ein Finisher-Gelato am Strand nicht fehlen.

Ehe man sich versieht, landet man “Inside the Tape”: Viele der Trails sind legendäre Rennstrecken beispielsweise der Enduro World Series oder der Trophy of Nations.

Meine Empfehlungen

Auf der Hochebene Le Manie gibt es eine Vielzahl von Strecken, die für den Einstieg gut geeignet sind. Hier findet auch das legendäre 24h-MTB-Rennen statt. Die Trails sind nicht nur anfängerfreundlich, sondern bieten auch ein atemberaubendes Panorama mit Blick auf das Mittelmeer. Ebenso empfehlen sich die Trails um Ranzi für einen Einstieg ins Family-Biken. Und wer sich schon ein bisschen eingefahren hat, kann sich den berühmten Rollercoaster vornehmen. Wenn das gut funktioniert, dann lohnen sich Crestiono 1 und 2, der Ingegnere und der Toboga di Canova. Meine klare Empfehlung jedoch: Lasst Euch vor Ort beraten.

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